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Preikestolen

Beim aus dem Fenster schauen am Morgen bot sich leider das erwartete Bild: Dunkle Regenwolken mit teils kräftigem Niederschlag. Nun gut, beim Fahren ist das nicht ganz so schlimm als wenn man zu Fuß unterwegs wäre. Doch wirkt die Landschaft, die jetzt durch die Wolken vernebelt ist, natürlich weniger eindrucksvoll.

Aufgrund des Wetters entschlossen wir uns den Abstecher zum Südkapp auszulassen und gleich weiter Richtung Flekkefjord zu fahren. Hier kamen die ersten größeren Steigungen auf uns zu. Unser LT hat sich gemüht die 3,4 Tonnen mit seinen 95 PS die Hänge hinaufzubekommen. So waren wir doch ab und zu das führende Fahrzeug einer Kolonne. Ich glaub, die Leute in Deutschland wären ausgeflippt. Zwar sind die Norweger nicht ganz so entspannt wie z. B. die Schweden, aber wir mussten auch hier keine Unmutsbekundungen erdulden. Natürlich haben wir Gelegenheiten genutzt um rechts ranzufahren und den Verkehr vorbeizulassen. Doch ist das aufgrund der Platzverhältnisse nicht so leicht.





Eine kurze Rast machten wir in Flekkefjord. Die Landschaft rundherum ist schon der Hammer, jedoch fanden wir die Stadt selber nicht so eindrucksvoll. Wir hatten aber auch nur einen Teil der Stadt gesehen. Jedenfalls nutzten wir die Gelegenheit um im Rema1000 und Coop Lebensmittel einzukaufen. Dies sind die beiden Discounterketten, welche noch, für norwegische Verhältnisse, günstig sind. Die kurze Regenpause war vorbei, mit dem wieder einsetzenden Regen fuhren wir wieder auf die E39.

Ich versuchte natürlich, wo immer es ging, unserem LT einen gewissen Schwung für die kommenden Anstiege mitzugeben. Bei der Auffahrt auf die E39 dauerte es dann doch eine Weile ehe wir wieder auf Reisegeschwindigkeit kamen. Wie sagt man so schön: Der Weg ist das Ziel! Uns störte das eher weniger wenn wir an den Hängen mal nur 40 km/h fuhren, da der Motor seinen Dienst ohne irgendwelche Komplikationen tat.
Wir lernten auf unserer heutigen Etappe die ersten langen Tunnel kennen. Dies sollte aber erst der Anfang sein. In den Tagen in Norwegen fuhren wir durch gefühlt 1000 Tunnel. Diese sind jedoch von sehr unterschiedlicher Qualität. Am Anfang waren es zumeist gut asphaltierte und gut beleuchtete Tunnel, später aber oftmals auch Schlaglochpisten ohne Beleuchtung und Farbmarkierungen. Da unser über 30 Jahre altes Wohnmobil nur über "Kerzen hinter Fensterglas" verfügt gab es doch ein paar kleinere kniffelige Momente. Insgesamt ging für mich alles problemlos, meine Co- Pilotin war da schon etwas nervöser.

Wir fuhren auf der E39 bis Algard und bogen dort auf die Straße 45 ab. Auf dem Weg über Oltedal, dann weiter auf der 508 bis Lauvvik kam sogar kurzzeitig die Sonne heraus. Imposant waren die Blicke hinab ins Tal, jetzt in bestem Licht. Angekommen an der Fähre trafen wir Camper aus unserem Landkreis und man konnte erste Erlebnisse austauschen. Entgegen ihrer geplanten Route, im Lysefjord auf der südlichen Seite unterhalb des Preikestolen, fuhren wir zum Preikestolen Camping in Jorpeland. Den Platz fanden wir nicht schlecht. Da wir wieder nicht so spät eintrafen konnten wir uns auch hier einen schönen Stellplatz heraussuchen. Noch schien die Sonne. Doch kaum hatten wir Tisch und Stühle aufgebaut und wollten unser Käffchen schlürfen setzte der Regen wieder ein. Nach 2 Stunden ergiebigem Dauerregen sah der Platz entsprechend aus. Für einige Camper, die der Meinung waren einen guten Platz zu haben, kam nun die Ernüchterung. Mancher Wohnwagen stand nun inmitten einer großen Pfütze.
Wir dagegen hatten Glück. Es lohnt wirklich relativ zeitig die Campingplätze anzusteuern um sich gute Stellflächen auszusuchen. Man steht zwar auch auf diesem Platz frei auf der Wiese, jedoch sind einige Stellen leicht geschottert und ein paar Zentimeter höher gelegen. Das hilft bei diesem Wetter ungemein.


Bildergalerie Preikestolen


Wir hatten erfahren dass es vom Campingplatz eine Busverbindung zum Start des Preikestolen- Weges gibt. Die ersten Abfahrtszeiten am Morgen waren um 7:40 Uhr und 9:05 Uhr. Wir wurden morgens gegen 7Uhr munter und sahen draußen.... natürlich Regenwolken. Zwar regnete es noch nicht, jedoch waren es keine vorteilhaften Aussichten. Ich wollte aber unbedingt auf diesen Felsen! Und so wurde jetzt klar dass ich allein starten werde. Natürlich wollte ich gleich den ersten Bus nehmen, das sollte sich als weise Entscheidung herausstellen.

Wir waren nur fünf Leute plus ein Hund die in den Kleinbus stiegen, nach nur etwa 5 Minuten erreichten wir die Preikestolen- Baude. Manch einer wird jetzt sagen, warum spart der sich nicht das Busgeld und läuft dort hoch. Aber die Straße geht stetig bergauf, in Anbetracht des noch bevorstehenden Weges sollte man nicht so knausrig sein und die 75 NOK (Hin- und Rückfahrt) investieren.
Beim Aussteigen kam ich mit einem Pärchen ins Gespräch die mit ihrem Australian Shepherd unterwegs waren. Und so kam es dass ich nicht allein den Weg nehmen musste.

Der erste Teil des Weges war doch schon relativ steil, dann folgte eine Art Steintreppe. Anschließend ging es weiter über .... Weg kann man nicht dazu sagen ... einfach über Geröll und Steine steigen. Man muss sich sein Tempo gut einteilen, darf nicht in zu hohem Tempo starten. Erschwerend kam jetzt noch hinzu dass es wieder anfing zu regnen. Die Steine wurden dadurch teilweise glitschig. Da musste man sich ganz schön konzentrieren um nicht irgendwo mit den Schuhen wegzurutschen. Lester trieb uns förmlich an, man hatte der Hund Power!
Es folgte nun ein Sumpfgebiet welches man über einen Weg aus Holzplanken durchquerte. Hier kamen uns doch tatsächlich Leute entgegen welche auf dem Felsen übernachtet hatten. Bei diesem Wetter ist das ziemlich Hardcore!
Wir kamen doch erstaunlicherweise zügig vorwärts und hatten eigentlich noch anstregendere Abschnitte befürchtet. Da liest man ja im Internet die unterschiedlichsten Meinungen. Aber es ging nur noch ein Stück steil über Stock und Stein, dann hat man eine Art Hochebene erreicht. Die größten Steigungen waren somit gemeistert. Nach der Ebene ging der Weg, welcher hier teilweise nur einen Meter breit war, am Felshang entlang. Hier gab es außer dem Weg über den Sumpf den einzigen baulichen Eingriff des ganzen Weges, eine Art Seilgeländer mit anschließender kleinen Brücke. Nun waren wir nur noch wenige Meter entfernt....

Der Preikestolen!
Was für ein Anblick - gigantisch! Und das Beste, es waren nur fünf weitere Leute hier. Wir hatten den Felsen also fast für uns allein. Zwar nieselte es immer noch leicht, doch zogen sich die Wolken etwas aus dem Fjord heraus. Ist das ne geile Aussicht! An der Felskante steht man hier über 600 Meter über dem Wasser. Im Vorfeld hatte ich natürlich überlegt: Wie weit wirst du wohl rangehen an die Kante? Aber wenn man schon mal hier ist dann muss man auch bis zur Kante vor! Das ist jedoch bei dem Wetter gar nicht ohne, der Stein glitschig vom Regen und teilweise immer mal eine Windböe.
Jetzt haben wir versucht diese Eindrücke per Foto festzuhalten. Aus den verschiedensten Perspektiven haben wir den Felsen abgelichtet. Jedoch können Fotos nicht das herüberbringen was man live erlebt hat.
Wer hier vorbeikommt und nicht auf den Felsen geht der hat wirklich was verpasst! Wir haben trotz des widrigen Wetters nur etwa 90 Minuten von der Baude bis auf den Felsen gebraucht. Und ich bin nun wahrlich kein Leistungssportler. Man darf einfach nicht zu schnell starten und muss dafür in gleichmäßigem Tempo laufen. Ich behaupte mal das schafft fast jeder.
Auf dem Rückweg setzten dann die sich bergwärts zwängenden Touristenströme ein. An manchen Stellen liefen die Leute im Gänsemarsch. Wir waren froh wieder auf dem Heimweg zu sein.

Auch hier in Norwegen gibt es immer mehr die großen chinesischen Reisegruppen. Die werden scheinbar um die Mittagszeit an der Preikestolen- Baude abgeworfen und sollen dann mal schnell einen Berg hinauf laufen. Viele von denen waren bereits im unteren Drittel des Weges platt. Auch kein Wunder, hatten sie doch teilweise die für diesen Weg und dieses Wetter unpassendste Kleidung. Oder wer würde von uns so etwas in Turnhose und Badelatschen in Angriff nehmen?

So kamen wir schon gegen Mittag, völlig durchnässt, aber mit fantastischen Eindrücken wieder auf dem Campingplatz an. Wir hatten uns zu einem Schälchen Heißgetränk in der Campingplatzbaude verabredet. Am Abend gabs dann Fußball, es lief gerade die WM in Frankreich. Ein trotz des schlechten Wetters gelungener Tag!


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